Birkenau. Die Birkenauer Familie Stevens ist fußballverrückt im besten Sinne: Franz Stevens, in der Gemeinde bestens bekannt durch sein nimmermüdes Engagement für Imasgo (Christen für Afrika), trägt beim Fußball, wie es seine Schwiegertochter Stefanie formuliert, die „grüne Brille“ – so gehört es sich eben für einen Anhänger von Werder Bremen. Sohn Christian, der Ehemann von Steffi, hält dagegen der Frankfurter Eintracht die Daumen.

Und dann gibt es da noch den jüngsten Spross der Familie, den sechsjährigen Noah, der sein Herz an Borussia Dortmund verloren hat. Bleibt also nur noch die bereits erwähnte Stefanie Stevens, die auch ein leidenschaftlicher Fußballfan ist, aber keinen Lieblingsverein im eigentlichen Sinne hat. „Obwohl“, sagt sie nach kurzem Nachdenken, „früher war das mal der FC Barcelona.“

Barcelona? Die Verbindung der 39-Jährigen zu den Katalanen ist schnell hergestellt: Stefanie Stevens verbrachte einen Gutteil ihres Lebens in Spanien an der Costa Blanca. Aber der Reihe nach. Geboren wurde sie in Fürth in Bayern, wo sie aber nicht lange blieb. Durch berufliche Verpflichtungen ihrer Eltern verbrachte sie ihre Kindergartenzeit in Italien, ehe es die Familie zurück nach Deutschland zog, wo die kleine Steffi die Grundschule besuchte. Wieder waren es berufliche Erwägungen der Familie, die als nächste Station Spanien vorsahen. Dort besuchte sie die Schule, machte Abitur und erwarb einen Hochschulabschluss, bevor sie eine Zeit lang in der Verwaltung arbeitete, um sich später im Finanzwesen zu etablieren.

Sehnsucht nach Deutschland

Vielleicht wäre Stefanie Stevens in Spanien endgültig heimisch geworden, wo sie sich eine gesicherte Existenz aufgebaut hatte. Ein schwerer Schicksalsschlag, der Tod des geliebten Großvaters im Jahr 2005, brachte sie zum Nachdenken und weckte in ihr die Sehnsucht nach Deutschland und ihrer Familie. Dennoch dauerte es weitere drei Jahre, ehe sie diesen Schritt wagte und in ihr Heimatland zurückkehrte. „Das war für mich ein Glücksfall“, sagt sie heute, „weil ich sonst meinen Mann nicht kennengelernt hätte.“

Die beiden heirateten 2015, zwei Jahre später kaufte sich die junge Familie in Birkenau, wo Christian Stevens aufgewachsen ist, ein Haus. „Ich fühle mich in Birkenau sehr wohl, ich war hier von Anfang an daheim“, sagt die 39-Jährige und nennt als einen von mehreren Gründen ihre Schwiegereltern. „Die beiden sind total großartig.“

Der beste Beweis für ihre Verbundenheit mit Birkenau ist, dass Stefanie Stevens bei den Kommunalwahlen am 14. März für die Gemeindevertretung kandidierte und prompt ein Mandat errang. „Mein Mann und ich hatten uns schon öfter darüber unterhalten, wie wir unseren Beitrag leisten könnten, Birkenau und seine Ortsteile attraktiver zu machen – so, dass die Einwohner gerne ihre Freizeit hier verbringen, stolz sind, hier zu wohnen, und Touristen wieder gern gesehen sind.“

In diese Überlegungen hinein kam ein Anruf von Dr. Ernst Osen. Osen, seit vielen Jahren Mitglied der CDU-Fraktion in der Gemeindevertretung und ein langjähriger Freund der Familie Stevens, erklärte, er könne sich Christian und Stefanie Stevens, von Beruf beide Bankkaufleute, gut in der Gemeindevertretung vorstellen, und ermutigte sie zur Kandidatur am 14. März. Konnte das ein Zufall sein? „Nach kurzer Bedenkzeit sagten wir zu.“

Weil es Dr. Osen war, der die beiden gefragt hatte, kandidierten sie für die Union. Stefanie Stevens: „Von Anfang an wurde uns das Gefühl vermittelt, willkommen zu sein. Ich bin sehr dankbar, dass ich direkt auf Listenplatz 4 aufgestellt wurde. Außerdem war ich auf dem CDU-Wahlplakat abgebildet. Das weiß ich sehr zu schätzen.“

Konkrete Vorstellungen

Für die noch ungewohnte Arbeit in der Gemeindevertretung hat die 39-Jährige bereits konkrete Vorstellungen. „Aus meiner Sicht ist eines der wichtigsten Dinge, um etwas auf kommunaler Ebene zu bewegen, dass die Fraktionen so zusammenarbeiten, dass man gemeinsame Interessen schnell umsetzt und im Fall von Meinungsverschiedenheiten schnelle und gute Kompromisslösungen findet.“ Persönlich sieht sie sich als Ansprechpartnerin für die Bürger. „Ich möchte den Birkenauern die Möglichkeit geben, mitzuteilen, welche Verbesserungswünsche sie haben, welche Herausforderungen sie sehen und was sie sich von der Gemeindevertretung wünschen.“ Und das aus gutem Grund: „Ich wusste anfangs auch nicht so genau, an wen man sich wendet, wenn man Ideen hat oder Lust verspürt, etwas zu bewegen.“ Gute Ideen mitzuteilen könne der Gemeinde im Einzelfall durchaus weiterhelfen, aber: „Wenn viele Bürger nicht wissen, wo sie ihre Ideen vortragen können, gehen diese Ideen eben unter.“

Als weiteres Ziel nennt die junge Gemeindevertreterin, vorhandene und neue Projekte in die Umsetzung zu bringen. „Ich habe in den Wahlprogrammen unserer und der anderen Fraktionen einige Übereinstimmungen gesehen, sodass die Realisierung dieser Projekte schnell umsetzbar sein müsste.“ Ein Beispiel dafür sei ein Wochenmarkt, wie er in einigen der umliegenden Gemeinden erfolgreich angeboten werde. Ihren Wählern und allen Birkenauern macht sie eine feste Zusage: „Was ich versprechen kann: Ich denke immer lösungsorientiert. Wenn etwas fehlt, ist mein erster Gedanke, wie wir das Fehlende organisieren können – wie sieht Plan A, Plan B und Plan C aus?“ MB

Quelle: WNOZ
Artikel vom 16.06.2021

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