Birkenau. Die Birkenauer Gemeindevertretung hat einen neuen Vorsitzenden: Bei der Sitzung am Dienstag in der Reisener Südhessenhalle wurde Stefan Roewer (CDU) mit einem Traumergebnis in das höchste Amt der Gemeinde gewählt. 28 der 30 anwesenden Mandatsträger stimmen für den Löhrbacher, neben einer Enthaltung gab es nur eine Gegenstimme. „Ich danke für das große Vertrauen und ich hoffe, dass ich euch nicht enttäuschen werde“, sagte Roewer unmittelbar nach seiner Wahl in einer kurzen Ansprache. Er wünsche sich eine gute und sachliche Zusammenarbeit, denn: „Wir wollen ja alle für Birkenau nur das Beste.“ Dass die Arbeit vor Ort auch äußeren Einflüssen unterliege, machte Roewer ebenfalls deutlich: „Wir können die Windrichtung nicht bestimmen – aber wir können die Segel richtig setzen.“

Bis zur Wahl von Roewer hatte Brigitte Kanz (SPD) als ältestes Mitglied der Gemeindevertretung die Sitzung geleitet. In ihrer Ansprache dankte sie zunächst den erfreulich zahlreichen jungen Mitgliedern für ihre Bereitschaft, sich in der Kommunalpolitik zu engagieren. Ihr besonderer Willkommensgruß galt daneben dem künftigen Bürgermeister Milan Mapplassary. Kanz weckte Erinnerungen an ihren Mann, den früheren Bürgermeister Albert Kanz, der 2003 viel zu jung verstarb. „Er war mit Leib und Seele zehn Jahre lang Bürgermeister dieser Gemeinde und ich denke, er würde sich freuen, wenn er mich jetzt hier stehen sähe.“ Er würde ihr dann vielleicht zuflüstern, dass die Mandatsträger vor allen anderen Dingen das Wohl der Gemeinde im Auge behalten sollten.

Große Herausforderungen

Vor der Gemeindevertretung lägen große Herausforderungen, wichtige Entscheidungen müssten getroffen werden. Hier nannte die Sozialdemokratin an erster Stelle die Verabschiedung eines Haushalts, „der unseren Ansprüchen entspricht“. Zudem müssten die Jahresabschlüsse für 2018 und 2019 schnellstens besprochen und verabschiedet werden. „Das alles verträgt keinen Aufschub“, betonte die Rednerin, „vor allem brennen uns die fehlenden Kindergartenplätze unter den Nägeln.“

Den neuen Gemeindevertretern gab sie mit auf den Weg, dass die ehrenamtliche Arbeit in der Kommunalpolitik nicht nur „Kärrnerarbeit“ bedeute. „Wir werden auch Freude an der Arbeit haben. Ich wünsche uns, dass wir in fünf Jahren mit Zufriedenheit und Stolz auf die Periode zurückschauen können und vielleicht sagen: Das und das haben wir erreicht.“ Trotz unterschiedlicher Auffassungen im Ringen um den richtigen Weg müsse man anderen zugestehen, dass sie das Beste für Birkenau wollten. „Wir sollten nach einer Gemeindevertretersitzung, in der es vielleicht heiß herging, gemeinsam noch einen Absacker trinken – sobald das wieder möglich ist.“

Auch zum Thema Pandemie fand Brigitte Kanz persönliche und nachdenklich stimmende Worte: „Es ist das Schlimmste, was mir in meinem 70-jährigen Leben passiert ist.“ Sie habe es unerträglich gefunden, wie man gerade mit den Jüngsten und Ältesten in der Gesellschaft umgegangen sei. Keine Kita, keine Schule, keine Freunde treffen, nicht feiern bei Abitur oder Geburtstagen – und auf der anderen Seite die Älteren in den Heimen. „Meine Bitte: Sperrt die alte Generation nie mehr so weg, wie es war. Erlaubt ihnen, ihre Enkelkinder in die Arme zu nehmen. Sie sind das größte Glück dieser Generation.“

Abschließend zitierte Kanz Rosa Luxemburg, die einst sagte, Freiheit sei immer die Freiheit des Andersdenkenden. „Für Hetze und Rassismus ist in Birkenau kein Platz. Da stehen wir gemeinsam zusammen“, sagte die Sozialdemokratin unter dem Applaus aller Mandatsträger.

Nach der Wahl des Gemeindevertretervorsitzenden leitete Stefan Roewer die Sitzung, in deren Verlauf Wolfgang Grün (Bündnis 90/Die Grünen) als Erster Beigeordneter sowie die weiteren Beigeordneten ernannt und vereidigt wurden. Zudem wurden die Vertreter in den Verbänden, Vereinen und Organisationen gewählt. * MB*

Quelle: WNOZ
Artikel vom 22.04.2021

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