Birkenau. Wird es einen Großkindergarten am Ortseingang von Nieder-Liebersbach geben? Diese Frage stellten sich viele, jedoch wurde sie in der vergangenen Sitzung der Gemeindevertretung am Dienstagabend in der Südhessenhalle noch nicht beantwortet. Die Mehrheit der Gemeindevertretung will vor einer Entscheidung noch weitere Daten und Zahlen vom Gemeindevorstand, deshalb wurde das Thema mit 16 Ja-Stimmen von SPD und CDU zu elf Nein-Stimmen von Grünen, Freien Wählern und FDP an den Gemeindevorstand zurückverwiesen. Die Gemeindevertreter folgten somit dem von der CDU-Fraktion eingebrachten Antrag sowie der ergänzenden Empfehlung des Ortsbeirats Nieder-Liebersbach, den Grundstückskauf für einen Kindergartenneubau an den Gemeindevorstand zurückzuverweisen.

Dieser Tagesordnungspunkt sorgte im Vorfeld der Sitzungen der Gemeindevertretung und des Ortsbeirats Nieder-Liebersbach für Diskussionen. Im Beschlussvorschlag wurde der Kauf des Grundstücks am Ortseingang von Nieder-Liebersbach favorisiert, um auf diesem eine neue Kindertagesstätte zu bauen, die Platz für fünf Kindergartengruppen und zwei Krippengruppen bietet. Auf diese Weise könnte man den Bedarf der Kerngemeinde – drei Kindergartengruppen und eine Krippengruppe – und des Ortsteils Nieder-Liebersbach – Erhalt von zwei Kindergartengruppen und einer Krippengruppe – abdecken. Der Elternbeirat des katholischen Kindergartens Arche Noah äußerte im Vorfeld seine Bedenken gegenüber diesem Plan (wir haben berichtet).

„Kosten und weiche Faktoren“

Marc Steinmann (CDU) berichtete aus der Nieder-Liebersbacher Ortsbeiratssitzung am Montagabend, an der viele Besucher teilgenommen hatten. Nach intensiven und langen Debatten um die Örtlichkeit und das pädagogische Konzept empfahl der Ortsbeirat einstimmig mit neun Ja-Stimmen – einschließlich der Freien Wähler, die am Dienstagabend jedoch gegen den Rückverweisungsantrag stimmten – die Zurückstellung des Beschlussvorschlags. Außerdem sollen die drei möglichen Varianten vor der Beschlussfassung vergleichend dargestellt werden. Die erste Variante sieht jeweils einen Neubau für die Kerngemeinde und den Ortsteil vor, die zweite Variante besteht aus einem Neubau für die Kerngemeinde und der Renovierung des Nieder-Liebersbacher Kindergartens Arche Noah. Die dritte Variante ist ein möglicher Großkindergarten am Ortseingang von Nieder-Liebersbach. „Nicht nur Kosten, sondern auch Faktoren wie pädagogisches Konzept, Nähe zur Ortsmitte, Planungs- und Bauzeit sollen berücksichtigt werden“, so Steinmann.

Die CDU-Fraktion forderte in dem Rückverweisungsantrag eine gleichberechtigte Gegenüberstellung der Vor- und Nachteile aller Standortvarianten. Zudem forderte sie eine Kostenaufstellung der Varianten im Vergleich, wie Dr. Bernhard Klein für die CDU-Fraktion erklärte. Hinzukäme die Frage, ob eine Einrichtung dieser Größe an einem einzigen Platz sinnvoll sei, auch in pädagogischer Hinsicht. „Wie regelt man den aufkommenden Autoverkehr bei mehr als 150 Kindern?“, fragte Klein in Bezug auf die Variante des Großkindergartens. Und: „Wieso zieht man das Gelände Unholzer für einen Kindergartenneubau nicht in Betracht? Hier wären das Grundstück und die Erschließung schon vorhanden.“

Elflein fehlt „Verständnis“

In der Diskussion vor der Abstimmung ging Rosemarie Bernhard (Grüne) auf das von Klein erwähnte Unholzer-Gelände ein. „Als es um die temporäre Kindergartenlösung ging, wurde das Gelände Unholzer wegen Bodenbelastung abgelehnt. Wieso sollte man es jetzt in Betracht ziehen?“ Da die temporäre Lösung bald in Betrieb genommen werden müsse, sei das erwähnte Gelände nicht nutzbar, sagte Klein und ergänzte: „Wenn wir aber mehr Zeit haben, dann könnte man den Boden austauschen.“ Grünen-Fraktionsvorsitzendem Klaus Elflein fehlte „das Verständnis“ für die Diskussion. Die Kindergartenkommission habe sich intensiv mit dieser Thematik beschäftigt, alle Varianten diskutiert und einstimmig diesen Vorschlag am Ortseingang gewählt – „auch mit Stimmen, die heute dagegen sind“.

Temporäre Kindertagesstätte

In der Frage nach einer temporären Kindertagesstätte in der Kerngemeinde stimmten die Gemeindevertreter ohne Gegenstimmen einer Ergänzung auf Anraten der CDU zu. Demnach hat die Gemeindevertretung beschlossen, dem Angebot des Ingenieurbüros Karl Heusel in Höhe von 19 500 Euro für die Herstellung der temporären Kindertagesstätte auf dem favorisierten Gelände Auf der Aue in Form von Containern zuzustimmen – jedoch unter Vorbehalt eines Bodengutachtens, das bestätigt, dass das Gelände altlastenfrei ist.

Vor der Abstimmung brachte Peter Lindner, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, seine Bedenken über eine Bodenbelastung zum Ausdruck. Das Unholzer-Gelände habe man wegen einer Bodenbelastung für eine temporäre Lösung ausgeschlossen. Doch auch bei dem nun favorisierten Gelände Auf der Aue, auf dem mal eine Produktionsstätte ansässig war, wisse man nicht, ob es Altlasten gebe. Auch Linder war für eine vorherige Prüfung und hoffte, ebenso wie Seàn O’Donovan (FDP), dadurch so wenig Zeit wie möglich zu verlieren, denn: „Drei bis vier Gruppen sollen untergebracht werden. Ich möchte, dass wir sicher sind und keinen Fehler machen“. awe

Quelle: WNOZ
Artikel vom 27.08.2020

« „Jedes tote Kind ist eines zu viel“ Verbindungen unter die Lupe genommen »